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12.02.2016: "Salsa Nacho" und sein langer Weg nach Marburg

"Salsa Nacho" und sein langer Weg nach Marburg
Es passiert nicht oft, dass die renommierte "Sports Illustrated" einen Neuzugang der German Football League vermeldet, schon gar nicht als erste Website überhaupt. Marburgs neuem Runningback jedoch wurde diese Ehre zuteil und wer sich ein wenig näher mit der Geschichte des jungen Mannes beschäftigt, der versteht auch warum. Es ist die Geschichte vom Hinfallen und Wiederaufstehen, die Geschichte von Rückschlag und Hoffnung, von ungestillter Leidenschaft für den Sport American Football. Es ist die Geschichte von Silas Nacita aka "Salsa Nacho".
Aufgewachsen unter schwierigen Bedingungen in Bakersfield, Kalifornien, meisterte Nacita schon als Teenager den Spagat zwischen Familie und Schule. Auf der einen Seite jener Junge, der in seinem Abschlussjahr an der High School auf dem Sofa wechselnder Bekannter schlafen musste, da er sich mit seiner Mutter überworfen hatte, auf der anderen Seite ein hervorragender Schüler und Athlet, der es auf beiden Seiten des Balles in zahlreiche Auswahlmannschaften schaffte und ganz nebenbei zu einem der besten Ringer in Kalifornien avancierte. Seine herausragenden Noten waren es letztendlich, die ihm die Tür zur Cornell University, einem prestigeträchtigen Mitglied der berühmten "Ivy League" öffneten, ihn allerdings nicht auf die bittere Kälte im US- Bundesstaat New York vorbereiten konnten. Nach nur einem Jahr, 99 Yards und sechs Touchdowns für die "Bears" wandte sich Nacita wieder wärmeren Temperaturen zu. Angetrieben von seinem Traum, einmal für eine große "Football- Universität" aufzulaufen und seinem Maskottchen treu bleibend, zog es ihn nach Waco, Texas, Heimat der Baylor Bears, einem "Power House" der Big 12 Coference. Doch der Traum musste warten. Nicht in der Lage die Studiengebühren zu zahlen, schrieb sich Silas mit Hilfe eines Stipendiums am McLennan Community College ein und kellnerte nebenher noch 40 Stunden die Woche, bis mit einem akademischen Stipendium endlich der ersehnte Wechsel zur Baylor University gelang. Dort dauerte es nicht lange, bevor der "Walk on" den Trainerstab um Head Coach Art Briles überzeugen konnte, auch wenn er zunächst nur auf Platz vier der positionsinternen Rangliste rangierte. Wie immer im Leben machte er einfach das Beste aus seiner Situation, spielte sich als "Special Teamer" in die Herzen der Fans und brachte es bei 31 Carries auf immerhin 191 Yards. Die Zukunft sah rosig aus für den Mann mit dem großen Herz, bis das Jahr 2015 anbrach und alles, wofür er so hart gearbeitet hatte, einfach über den Haufen warf. Am 24. Februar 2015 wurde Nacita unter der Regeln der NCAA (National Collegiate Athletic Association) suspendiert und nach weiteren Untersuchungen Ende März endgültig vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Was war passiert? Alarmiert über Nacitas Lebensumstände, die zu diesem Zeitpunkt darin bestanden auf Fußböden zu übernachten und Essen zu schnorren, hatte sich der Großvater eines ehemaligen High-School Mannschaftskameraden eingeschaltet und Silas ab dem Sommer 2014 mit der Miete für ein Apartment und Lebensmitteln unterstützt. Auch als die Schulden hinsichtlich der Studiengebühren immer weiter wuchsen, war "Papa Joe" ebenfalls zur Stelle und beglich die Außenstände. Ein Akt der Nächstenliebe, der Nacita zum Verhängnis wurde. Die Universität nahm die Ermittlungen auf, befragte Menschen, die nichts abstritten und verhängte letztendlich die bereits genannten, drakonischen Sanktionen. Unter den Regeln der NCAA, Dachverband des Amerikanischen College Sports, ist es Athleten nämlich verboten sogenannte "improper benefits", unzulässige Vergünstigungen, anzunehmen. Im Falle Nacita eine Unterkunft, Essen und finanzielle Unterstützung. Nach einer Selbstfindungsphase, die ihn, wie er selbst sagt seinen Glauben testen ließ, schmiedete Nacita schnell neue Pläne, Pläne, die nach anfänglicher Hoffnung wieder zur Enttäuschung wurden. Da eine Universität innerhalb der NCAA nicht mehr in Betracht kam, sollte es die NAIA (National Association of Intercollegiate Athletics, genauer die Southwestern Assemblies of God University in Waxahachie, Texas werden. Die Chemie mit dem Trainer stimmte, die Mannschaft wollte ihn auf jeden Fall, ein Stipendium wurde angeboten. Und dann wieder zurückgezogen, denn auch hier hatte die mächtige NCAA wieder die Finger im Spiel. Ohne offiziellen Verzicht der alten Universität, einem sogenannten Waiver, war auch die Tür der NAIA verschlossen. Sämtliche Rechtsmittel blieben erfolglos, die Leidenschaft für Football jedoch intakt. Im Januar nahm Nacita am "Dream Bowl Combine" teil, einem Auswahlspiel hauptsächlich als "Scouting Möglichkeit" für die Canadian Football League gedacht, und hinterließ auch dort nachhaltigen Eindruck. Neben der Auszeichnung zum "MVP der Special Teams", unter anderem eingebracht durch einen 60 Yard Kick Off Return, war es "Salsa Nacho", der in der zweiten Verlängerung mit einem Touchdownlauf den Sieg für seine Mannschaft einfahren konnte. In angesprochenem Artikel der "Sports Illustrated" wird Nacita mit den Worten zitiert."Als ich sagte, dass ich überall hingehen würde, um Football zu spielen, meinte ich das so. Dies ist offensichtlich nicht die NFL, aber es ist die Gelegenheit, die ich vor mir habe. Ich wollte schon immer die Welt bereisen, was mir durch Football bisher nicht vergönnt war. Jetzt bekomme ich diese Chance gerade durch den Football. Darüber hinaus und am wichtigsten ist die Tatsache, dass ich die Gelegenheit haben werde, den Ruf Jesu zu beantworten und in aller Welt das Evangelium zu predigen. Nachdem ich meinen Abschluss habe, geht's nach Marburg. Ich freue mich über den nächsten Schritt auf meiner verrückten Reise." Sicherlich einer der interessantesten Charaktäre, den die GFL bisher gesehen hat.