20.06.2010: Ein Sieg der Moral
(atb). Rückblende: einen guten Monat ist es her, dass die Marburg Mercenaries in Schwäbisch Hall mit 40:24 unter die Räder kamen und Brandon Langston vom „schlechtesten Spiel seiner Karriere“ sprach. Einige fangbare Bälle waren dem ehrgeizigen US-Amerikaner seinerzeit durch die Finger gerutscht, doch am Sonntag Nachmittag im Georg-Gaßmann-Stadion wurde schnell offensichtlich, dass der Mann von der Grand Valley State University nicht gewillt war ein déjà vu der unangenehmen Art zu erleben. Bereits den ersten Kick Off der Partie trug er über 96 Yards zum Touchdown zurück und deckte so den Tisch für ein mehr als unterhaltsames Footballspiel.
Hall schien geschockt von den schnellen Punkten der Gastgeber. Die Offense von Quarterback Bryan Brunner verabschiedete sich – unterstützt durch einen Sack von Raffael Gordzielik - nach einem „three and out“ vom Platz und Marburg nahm den Schwung aus Langstons Return mit in die nächste Angriffsserie. Nach einigen Läufen von Patrick Trumpfheller und Joe Sturdivant bediente Joachim Ullrich seinen langjährigen Weggefährten Filip Pawelka zum 14:0 Zwischenstand (Extrapunkt Müller) . Doch die Unicorns fingen sich. Mit kurzen, methodischen Pässen arbeitete man sich bis zum 14:7 das Feld herunter, bevor sich Eren Savasli, der nach überstandener Verletzung in eindrucksvolles Debut in der GFL gab, über seinen Premierentouchdown freuen konnte. (Extrapunkt Robinson) Im zweiten Viertel sorgte dann zunächst ein Lapsus der Marburger Offense für Aufregung. Bei einem ausgespielten vierten Versuch spuckte Tightend Bast Nau das Lederei aus und gab somit das Angriffsrecht an die Gäste zurück. Ab diesem Moment hielt der altbekannte Wurm Einzug in das Spiel der Hessen. Viele unnötige Strafen – ständige Beobachter fühlten sich an das Hinspiel in Hall erinnert – und Unkonzentriertheiten brachten den derzeitigen Tabellenführer der GFL Gruppe Süd prompt in das Spiel zurück. Ein kurzer Pass von Brunner auf Thornhill sorgte für den 14:13 Anschluss, das Nick Robinsons Extrapunkt geblockt wurde. Und damit noch nicht genug. Noch vor dem Pausentee sorgte die gleiche Kombination von Brunner auf Thornhill für die erstmalige Führung (19:14) der Gäste. Ein letzter Versuch der Mercenaries in Form eines Field Goals durch Peter Müller segelte links an den Stangen vorbei.
Doch nach der Halbzeit hatten die „Söldner“ sich wieder gefangen. Erst hielt die Defense die Haller in Schach und anschließend machte Brandon Langston da weiter, wo er den Nachmittag begonnen hatte. Seinen an diesem Tage überforderten Gegenspieler David Seiffer düpierte der Mann aus Michigan über 76 Yards und gab damit die Führung an seine Farben zurück. (21:19) Doch diese hatte nicht lange Bestand. Die „Einhörner“ konterten in Form eines weiteren Touchdowns durch Eren Savasli. Hall hatte inzwischen Gefallen gefunden an den „Corner Routen“ kurz vor der Endzone, gegen die Marburg an diesem Tag kein Gegenmittel fand. Weniger Glück hatte man jedoch bei den ausgespielten Two-Point-Conversions, so dass lediglich eine 25:21 Führung zu Buche stand. Die Mercenaries zeigten Moral und ließen sich auf dem erneuten Weg in Halls Endzone auch durch Strafen und widrigen Situationen nicht aufhalten. Selbst 20 Yards bei einem vierten Versuch wurden erfolgreich überbrückt, bevor Joe Sturdivant per Lauf aus fünf Yards vollenden konnte. Auch die Two-Point-Conversion von Ullrich auf Pawelka zum Zwischenstand von 29:25 war gut. In dieser Phase kippte das Spiel nun endgültig in Richtung der Universitätsstädter, spätestens als Lelan Brickus eine wichtige Interception gelang und der Mann des Spiels – Brandon Langston – erneut zuschlug. Vom nahezu fehlerfreien Ullrich aus 53 Yards bedient, sprintete der US-Amerikaner zu weiteren sechs Punkten für die Gastgeber. Der Extrapunkt von Peter Müller sorgte für das 36:25. Zwar hatte die Mannschaft von Head Coach Siggi Gehrke noch einen konzentrierten Drive auf Lager, der durch Touchdown auf Savasli und Two-Point-Conversion auf Johannes Brenner abgeschlossen werden konnte, aber der Schlusspunkt und letzte Drive an diesem Sonntag gehörte den Mercenaries. Nach Sicherung des Onside Kicks übernahm man mit noch sieben Minuten und zehn Sekunden auf der Uhr das Spielgerät und brachte den wichtigen Sieg nach Hause. Wichtige First Downs durch Bambuch und Trumpfheller pflasterten den Weg zu Joe Sturdivants zweitem Touchdown und gleichzeitig dem Schlusspunkt an diesem Tage.
Der 43:33 Endstand bedeutete zwar eine Niederlage im direkten Vergleich mit den Schwaben, aber darüber wollte sich an diesem Tag nun wirklich niemand grämen.