Vor knapp 8.000 Zuschauern dominierten im ersten Viertel zunächst die Defense Reihen. Die Lions wurden bei einem ausgespielten vierten Versuch kalt erwischt und mussten das Angriffsrecht prompt wieder den Gästen überlassen. Aber auch die konnten kein Kapital daraus schlagen. Das Laufspiel über Castleberry und Whalen wurde von den aufmerksamen „Löwen“ früh gestoppt und auch das Passspiel von Quarterback Joachim Ullrich war auf nassem Boden, und immer wieder einsetzendem Regen, nicht existent. Auf der anderen Seite fand aber auch Bruce Molock – dem man seine Schulterverletzung zu keiner Phase des Spieles anmerkte – kaum Lücken in der Defense der „Söldner“, so dass das erste Viertel punktelos blieb. Die einzige Chance auf einen Touchdown wurde von Jörg Heckenbach vergeben, der das Ei völlig freistehend durch die Hände gleiten ließ.
Im zweiten Spielabschnitt drehten die Lions dann mächtig auf. Zunächst war es Runningback Molock, der den Bann brach und aus einem Yard den ersten Touchdown der Partie erzielte. Der Extrapunkt durch Dölger ging links neben die Stangen, so dass ein 6:0 für die Gastgeber zu Buche stand. Die Mercenaries arbeiteten sich jetzt ebenfalls besser über das Feld, ohne jedoch in die Nähe der Braunschweiger Endzone zu gelangen. Gut nur, dass man einen schussstarken Kicker in seinen Reihen weiß. Patrick Wolff verkürzte für seine Farben auf 6:3, als er trotz widriger Bedingungen aus 52(!) Yards traf. Doch die Niedersachsen schlugen jetzt immer mehr Kapital aus offensichtlichen Abstimmungsproblemen in der Marburger Passverteidigung. Immer wieder fanden lange Pässe des gut aufgelegten Quarterbacks Adrain Rainbow die großgewachsenen Receiver Love, Heckenbach und Fischer, die dem Spiel ihren Stempel aufdrückten. Letztgenannter war es dann auch, der nach einem 31 Yard Pass seines Spielmachers das 12:3 erzielte. Der Extrapunkt ging wieder daneben, aber die Konfusion in Marburgs Secondary hielt an. Resultat war ein weiterer Score durch die Luft, als Rainbow seine stärkste Waffe Kelvin Love – der übrigens über die gesamte Partie auch als Safety eingesetzt wurde – über 40 Yards in der Marburger Endzone bediente. Dieses Mal traf Dölger per Fuß zum Zwischenstand von 19:3. Doch das Glück war den Mercenaries noch einmal hold, als man einen Fumble erobern konnte, der umgehend zum Touchdown durch Ullrich auf Marc Biedenkapp verwertet wurde. Der Ex-Unicorn sorgte mit seinen ersten Punkten im Dress der Lahnstädter für den Halbzeitstand von 19:9.
Insider berichten von einer lautstarken Kabinenpredigt von Head Coach Brad Arbon und Runningback Gerome Castleberry, und auch wenn nicht überliefert ist, was genau gesagt wurde – und im Zweifel auch nicht gedruckt werden könnte – hatte es seine Wirkung auf die Mannschaft offenbar nicht verfehlt. Plötzlich war Zug im Spiel der Marburger, man hatte das Gefühl, die Offense wurde endlich von der Leine gelassen. Nach einigen schönen Pässen, insbesondere einer langen „Bombe“ auf Filip Pawelka, lief der angeschlagene Runninback Marcus Whalen aus 5 Yards in die Endzone der „Löwen“ und sorgte somit wieder für Hoffnung im Lager der Marburger. Braunschweig ließ sich indes nicht beirren und sorgte umgehend für die erneute 10 Punkte Führung. NFLE Veteran Jörg Heckenbach verwertete einen kurzen Pass zu einem 31 Yard Touchdown. Marburg ließ jetzt nicht locker und bot den Gastgebern endlich den erwarteten Fight. Immer wieder war es der starke Biedenkapp der seiner Mannschaft Initialzündungen gab. Den Touchdown jedoch machte ein Anderer. Marcus Glock wurde von Ullrich über sechs Meter bedient, ließ einen Linebacker aussteigen, und brachte seine Farben wieder auf drei Punkte heran. (26:23)
Im letzten Viertel überschlugen sich dann die Ereignisse. Marburg hatte die Chance zum Ausgleich, doch der Kick von Wolff aus rund 30 Yards verfehlte die Stangen knapp. Auch als sich Rainbow bei noch 1.44 Minuten auf der Uhr, mit einer Interception auf Mike Overly, seinen einzigen Fehler im ganzen Spiel leistete, war es zu spät für eine Wende. Der anschließende Return nebst aussichtsreicher Feldposition wurde von einem illegalen Block zunichte gemacht, der die „Söldner“ kurz vor der eigenen Endzone festnagelte. Letztendlich arbeitete man sich bei auslaufender Uhr nur noch bis zur 50 Yard Linie vor, bevor die Lions einen knappen, wenn auch nicht unverdienten Sieg bejubeln konnten. „Auf der Leistung der zweiten Halbzeit können wir aufbauen“, so Wide Receiver Markus Glock nach der Partie. „Wenn wir unser Potential abrufen, können wir in der Liga jeden schlagen. Die Saison ist noch lang und abgerechnet wird zum Schluss.“
Schon am kommenden Wochenende steht das nächste wichtige Spiel für die Mercenaries an. Am Sonntag den 21.05.2006 kommen die Graz Giants zum EFAF Cup Viertelfinale in das Georg-Gaßmann-Stadion.